
INHALT
„Astutuli, Astutuli!“ mit diesem Ruf lockt der Gagler (Gaukler) die Bewohner einer bairischen Kleinstadt in sein Wundertheater.
Aber die Dummen, sagt er, sollen zu Hause bleiben, denn die Dummen seien stockblind und können von seinem ganzen Zauber und Wundertheater nichts sehen und verstehen. Selbstverständlich will keiner für dumm gehalten werden, und so strömt alles, vom Bürgermeister bis zur Bürgersfrau in die Vorstellung.
Das Spiel kann beginnen …
So sitzt Jung und Alt im Wirtshaus vor der Bretterbühne und wartet auf das verheißungsvolle Wundertheater.
Zunächst beschwört der Gagler den Onuphrius und auf ihn folgt der Kobold Goggolori. Beschwörende Worte und Gesten und farbige Lichtkleckse aus einer Blendlaterne genügen, um die Bürger der totalen Illusion verfallen zu lassen.
Und jetzt zieht der Gagler alle Register.
Über das Werk
Orffs „Astutuli“ in die Reihe seiner musikdramatischen Werke einzuordnen, ist gar kein leichtes Unterfangen. Ist die „Kumedi“ ein Faschingsspaß oder gar ein politisch brisantes Lehrstück über die Verführbarkeit des Menschen, gestrickt aus derber bayrischer Wolle und verpackt in der Form einer zeitfern-zeitlosen Komödie?
In diesem aberwitzigen Feuerwerk kann es geschehen, dass das Lachen plötzlich stockt und man sich unversehens mit der Realität konfrontiert sieht. Gagler und Sterzer, Verführer und Gehilfen, betreiben überall ihre Geschäfte, ziehen menschliche Schwächen ins Kalkül, provoziern selbst Massenhysterien.
Das alles ist viel mehr als eine simple bairische Gaudi. Sie hat in ihrer Hintersinnigkeit eine geradezu beängstigende Aktualität. Eine so böse Komödie auf die menschliche Dummheit ist nicht häufig geschrieben worden.
„Astutuli“ ist ein Stück für Schauspieler, nicht für Sänger, jedoch mit präzisen rhythmischem Können. Dem Verzicht auf Gesang entspricht der Verzicht auf Melodie – auch das Orchester ist bis auf das Skelett reduziert: das bloße Schlagwerkinstrumentarium unterstreicht den Rhythmus der ausgeprägt bairischen Dialektsprache. Höhepunkt dieser
Schlagwerkmusik ist die Untermalung der ekstatischen Entkleidungsszene.
Auch bei der Publikumsbeschimpfung, der ersten im deutschen Theater, zwei Jahrzehnte vor Peter Handke, lässt Orff seiner komödiantischen Vitalität freien Lauf.
Historie
Der Protagonist, ein Gagler (Gaukler), ein Magier eigener Prägung hat heute seinesgleichen nicht mehr. Wie dieser, so sind auch die Sterzer Umherziehende, ausgestattet mit Schläue, Welterfahrung und Menschenkenntnis.
Die einzigen, die im Spiel um Schein, Wirklichkeit und Täuschung von Anfang an „den Braten riechen“.
Fahrendes Volk aller Couleurs waren dem sesshaften Bauern- und Bürgervolk stets suspekt. Aber Angst und Misstrauen gingen einher mit Neugier, Bewunderung und Faszination. Wo das Wunder des Unerhörten, Unerklärlichen lockt, erliegt denn auch leicht jeder kritische Sinn.
Die Stori begibt sich zu
undenklicher Zeit.
Carl Orff
(*1895 in München; † 1982 ebenda)
Carl Orff, deutscher Komponist und Theatermann, Humanist und Pädagoge gleichermaßen, erlangte durch seine „Carmina Burana“ Weltruhm.
In der Vielfalt seiner Bühnenwerke, in denen er mittelalterliche Mysterienspiele, Volksstoffe seiner bairischen Heimat und Märchen aus aller Welt bis hin zur griechischen Tragödie verarbeitete, zeigt sich die Schaffenskraft eines herausragenden Künstlers des 20. Jahrhunderts.
Auch sein weltweit in über dreißig Ländern der Erde präsentes Orff-Schulwerk der elementaren Musik- und Bewegungserziehung belebt und prägt seit mehr als fünfzig Jahren die Musikpädagogik für Kinder rund um unseren Globus.
Auszug seiner Bühnenwerke
Trionfi: Carmina Burana (1937), Catulli Carmina (1943), Trionfo di Afrodite (1953)
Antike Dramen: Oedipus der Tyrann, Antigonae
Märchenstücke: Der Mond, ein kleines Welttheater (1939), Die Kluge (1943), Ein Sommernachtstraum
Bairisches Welttheater: Die Bernauerin (1947), Astutuli, eine bairische Komödie (1953), Comoedia de Christi Resurectione, Weihnachtsspiel

TERMINE & AUFFÜHRUNGEN
Premiere Silvester 2016
Sa. 31. Dezember 2016 um 20.15 Uhr
So. 1. Jänner 2017 um 17.00 Uhr
Sa. 7. Jänner 2017 um 20.15 Uhr
So. 8. Jänner 2017 um 20.15 Uhr
Fr. 13. Jänner 2017 um 20.15 Uhr
Sa. 14. Jänner 2017 um 20.15 Uhr
So. 15. Jänner 2017 um 17.00 Uhr
Hallo
Eigenproduktion Spielraum Gaspoltshofen
Carl Orff
Astutuli - die besonders Schlauen
eine bairische Komödie
Theater, Spielraum Gaspoltshofen
